Nach unserem Umzug ins Saarland gingen wir zum ersten Geburtsvorbereitungskurs in der St. Elisabethklinik. Hier lernten wir die Schwestern und die Räumlichkeiten kennen. Ein paar Tage später gingen wir zur Untersuchung bei unserem neuen Frauenarzt. Da die Wartezeit etwas dauerte, und ich Mittags noch zur Arbeit mußte, verabschiedete ich mich und fuhr nach Hause. Die Schwangerschaft verlief bis jetzt völlig problemlos, deshalb machte ich mir auch keine weiteren Gedanken. Kaum daß ich zu Hause ankam, klingelte das Telefon,“ Herr Krebs, ich habe ihre Frau eben mit einem Krankenwagen ins Krankenhaus einliefern lassen. Der Muttermund stand schon offen. Sie machen jetzt eine Cerclage ( Anm.: unten ein Seilchen drum, damit die Kinder länger drin bleiben).Am besten fahren sie mal vorbei.“ Ich habe in der Firma angerufen, das es ein paar Minuten später werden kann, denn ich mußte mit dem Zug nach Saarbrücken fahren. In meinem Kopf war nur Leere. Was ist mit meiner Frau? Was mit den Kindern? Meinem Naturell nach bin ich ein ruhiger und ausgeglichener Mensch, aber diese Situation konnte ich nicht direkt begreifen. Also nichts wie ins Auto und in die Klinik.
An der Rezeption sagte der Portier, das ich meine Frau in Zimmer Nr. 142 finden könnte. Ich nahm die Treppe, obwohl der Aufzug bereitstand ( eine Seltenheit, wie wir später erfahren durften). Auf der Station traf ich eine Schwester, die mir das Zimmer meiner Frau zeigte. Monika lag noch sehr verunsichert da und wußte, genau wie ich, nicht mit der Situation umzugehen. Da half nur händchenhalten und beten, das den Kindern nichts passiert ist. Als der Arzt hereinkam, konnte ich ihm gar keine Fragen stellen, da ich noch zu sehr geschockt war. Er erklärte mir, das ich im Moment nichts für meine Frau machen könnte und das sie Ruhe braucht. Da Monika nach einiger Zeit schläfrig wurde habe ich mich aufgemacht um arbeiten zu gehen. Viele Gedanken schossen mir durch den Kopf. War der Umzug vielleicht zuviel? Es sind ja erst zwei Wochen vergangen, nachdem wir hierher gezogen sind. Was wird mein Chef sagen, wenn die Lage ernster wird? Ich brauche jetzt doch Kraft für meine Familie und habe „nebenbei“ noch eine Feinkost-Filiale zu leiten.
Am Abend besuchte ich Monika im Krankenhaus. Es ging ihr den Umständen entsprechend gut. Sie bekam Wehen hemmende Mittel, und sollte ab sofort – bis zur Geburt – nur noch liegen. Die Kinder müssen so lange wie möglich im Mutterleib bleiben, damit sie sich ungestört weiterentwickeln können. Was passiert, wenn die Kinder sofort zur Welt kommen, darüber haben wir uns keine Gedanken machen können. Ich gab ihr einen Gute-Nacht-Kuss und verließ die Klinik – alleine mit meinen Sorgen um Mutter und Kinder.
Am nächsten Arbeitstag lief alles an mir vorbei, da ich immer wieder an Monika dachte. Nach Dienstschluß fuhr ich sofort zu ihr. Sie war etwas angespannt, weil sie schlecht atmen konnte, aber die Schwester beruhigte mich und erklärte mir, das käme schon mal vor, und sie wäre ja immer unter Beobachtung. Zu diesem Zeitpunkt konnte mir auch noch niemand sagen, welche Chance wir hätten, das die Kinder zu einem normalen Zeitpunkt auf die Welt kommen. Monika und ich, wir sprachen nicht viel miteinander und versuchten uns bloß etwas Halt zu geben. Gegen 20.00 Uhr verabschiedete ich mich und verspürte ein leichtes Hungergefühl in der Magengegend. Also machte ich unterwegs Halt an unserer örtlichen Dönerbude. Zu Hause angekommen, machte ich es mir erst einmal auf der Couch gemütlich und versuchte ein paar Minuten zu entspannen. Da klingelte das Telefon. Die Stationsschwester war dran und meinte ich solle direkt ins Krankenhaus kommen, da es meiner Frau auf einmal schlecht ginge. Ich versprach gleich zu kommen. Trotzdem machte ich mich erst über den Kebap her, da mein Hunger groß war und ich ja eben erst im Krankenhaus gewesen bin. Da kann schon nichts so Schlimmes passiert sein, dachte ich…