Ich setzte mich in mein Auto und fuhr zur St. Elisabeth-Klinik. Viele Gedanken schossen durch meinen Kopf. Was wird mich im Krankenhaus erwarten? Was ist mit den Kindern? Es ist ja noch so früh…
Den Kopf voller wirren Gedanken ging ich zügigen Schrittes in die 1. Etage – Geburtsstation. Als ich mich nach Monika erkundigte, sagte mir der Arzt, das Sie Wasser in die Lunge bekommen hätte und dadurch nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wäre. Dies hat zur Folge, das man die Kinder holen muß, denn die bekommen dann ja auch keinen Sauerstoff. MIST! Da gab es wohl keine andere Wahl, als die Kinder zu holen. Wir hatten uns schon auf wochenlanges „im-Bett-liegen“ eingestellt ( auch wenn Monika davon alles andere als begeistert war). Da Monika noch auf der Station war, ging ich zu ihr und versuchte sie zu beruhigen und ihr Mut zuzusprechen. Sie mußte aber wegen des Wassers andauernd husten und bekam sehr schlecht Luft. Dann kam auch schon ein Ärtzteteam herein und wollte sie mitnehmen. Ich drückte ihr noch einen Kuss auf den Mund und machte ein Kreuz über dem Bauch. In Gedanken taufte ich die Kinder mit den Worten:“ Ich taufe euch im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Ich hoffte, das das für den Himmel reichen würde. Dann ging es los. Mit dem Bett fuhren wir in den Aufzug und eine Etage tiefer in den Operationssaal. Hier warteten auch schon 2 Teams auf uns. Ich hörte wie der Arzt von Monika mit einem anderen sprach. Es seien 2 Ärzteteams für jedes Kind da.
Die Priorität sei aber erst die Mutter zu retten und dann die Kinder.
So verbannten sie mich aus dem OP-Saal und ließen mich alleine. Auf meine Nachfrage, wie ich denn helfen könne, sagte man mir, ich solle mich hinsetzten und abwarten. Da es aber schon zu fortgeschrittener Stunde war ( so ca. 22.30Uhr) merkte ich, das ich gar kein Insulin mehr dabeihatte. Meine letzte Handlung war ja der Verzehr des Döner und dafür hatte ich noch nicht gespritzt. Manchmal kommt halt alles zusammen. Ich fragte also nach Insulin für mich, denn so ein großes Krankenhaus sollte doch etwas davon aufbringen können. Das dachte ich mir, wurde aber von den Schwestern verneint. Deshalb schlugen diese vor nach hause zu fahren und erst mal in Ruhe meinen Diabetes in Ordnung zu bringen. Anschließend könnte ich dann wiederkommen, denn die OP dauert bestimmt noch etwas. Also setzte ich mich in mein Fahrzeug und fuhr heim. Im OP hatte Monika mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Sie wollte partout die Gesichtmaske für den Sauerstoff nicht aufbehalten, da sie darunter keine Luft bekam ( das war ihre Aussage ). Man einigte sich auf Nasenpropfen und dann nahm alles weitere seinen Lauf.
Unterwegs wollte sich – verständlicherweise – bei mir keine Ruhe einstellen. Was, wenn Monika nicht überlebt und ich alleine mit beiden Kindern dastehe? Was, wenn die Kinder nicht überleben? Wie sollen wir danach weitermachen? Was mache ich am nächsten morgen auf der Arbeit?Die Antwort war schnell gefunden. Um 6.00 Uhr wollte ich wieder arbeiten gehen( wieso auch immer), ich hatte ja noch 2-3 Stunden, die ich schlafen konnte.
Zuhause füllte ich meinen Pen mit insulin auf und verabreichte mir eine gute Dosis Insulin, denn mein Wert war in der Zwischenzeit bei 460 gelandet ( Anm:sehr hoch).
Anschließend wollte ich wieder in die Klinik fahren. Doch da ergab sich ein kleines Problem. Ich war erst 2 mal in der Klinik gewesen und das war bei Tageslicht und in erheblich entspannterem Zustand. Doch jetzt war es stockfinstere Nacht und kein Hinweisschild führte mich zur St. Elisabeth-Klinik. Ich war am verzweifeln. Ich kreuzte durch die Straßen in denen ich das Krankenhaus vermutete, nur um immer wieder an der gleichen Hauptstraße herauszukommen oder in einer Sackgasse zu landen. Natürlich war auch niemand unterwegs, den ich hätte fragen können. So langsam gingen auch mir die Nerven durch. Meine Frau braucht mich doch jetzt. Immer wieder kam ich an dem Schild mit der Aufschrift “ Berufsschule“ vorbei. Nein, das konnte nicht der richtige Weg sein. Denn warum sollte jemand die Berufsschule ausschildern und das Krankenhaus nicht? Diese Frage ist bis heute ungeklärt. Doch habe ich es nach ca. 20 Minuten herumfahrerei auch mit dieser Möglichkeit versucht. Und siehe da. Ich stand direkt vor dem Krankenhaus.
Vor dem OP wartete ich noch ein paar Minuten, bis es mir zuviel war. Ich schob vorsichtig die Türe auf und befand mich in einer Art Vorraum. Dort saß ein Arzt, der mir die Auskunft gab, das Mutter und Kinder am Leben sind, ich aber noch nicht zu ihnen könne. Monika wurde in ein künstliches Koma versetzt, damit sie sich besser erholen kann. Über die Kinder wußte ich nichts genaueres.
Mit diesen Informationen war ich vorerst beruhigt und begab mich nach hause. Schließlich mußte ich ja am Morgen wieder zur Arbeit. Ich verfiehl in einen kurzen aber ruhigen Schlaf. Wer weiß was morgen sein wird?