Der Tag danach

Am nächsten Morgen wachte ich früh auf und mir schossen die Erlebnisse der Nacht durch den Kopf.

„Meine Frau in Lebensgefahr“-„Vielleicht beide Kinder tot“ – „Du stehst alleine da, als Witwer, ohne Familie“

Doch dann besann ich mich mit den Gedanken, das alle ut versorgt sind und wollte zur Arbeit gehen. Ich hatte die Stelle ja erst seit Kurzem und wollte meine Pflicht erfüllen. Vielleicht lenkt es mich ja auch ab.

Doch soweit kam es nicht. Ich brachte es nicht fertig mich aufzuraffen und zur Arbeit zu gehen. So rief ich dort an und meldete mich ab. Dann rief ich meine Familie im 100km entfernten Trier an, denn von denen hatte ja niemand eine Ahnung, was in der letzten Nacht vorgefallen war. Leider konnten meine Eltern nicht kommen, da sie selbstständig waren und im Geschäft sein mußten. Doch mein Bruder konnte frei machen und kam dann direkt ins Saarland. Danke dafür.

Ich fühlte mich denkbar unwohl und wartete so auf die Ankunft meines Bruders, um dann mit Ihm gemeinsam zur Klinik zu fahren. Nach ca. einer Stunde war er da und wir machten uns gemeinsam mit meiner Schwiegermutter auf ins Krankenhaus.

Ich wollte unbedingt, das die Kinder noch an dem Tag getauft wurden, da wir ja nicht wußten, ob und wie lange sie überlebten. Also machten wir uns gleich zum Krankenhauspfarrer auf. Pfarrer Schwedtje war ein älterer Priester, der sehr sympathisch war und mir etwas Ruhe vermittelte. NAch einem kurzen Gespräch fragte er mich, auf welchen Namen ich denn die Kinder taufen wollte. Diese Frage konnte ich ihm nicht beantworten, da ich ja nciht einmal wußte ob es zwei Jungs, zwei Mädchen oder ein Pärchen war. Er rief auf der Station an und es war ein Junge und ein Mädchen….zum Glück. Ich wollte nämlich keine zwei Mädchen, da mir das zu stressig erschien ( bis zu diesem Zeitpunkt) und wir hatten uns so nur auf 2 Jungennamen und einen Mädchennamen geeinigt. Patrick, Simon und Julia konnten sie heißen. Da meine Frau im Koma lag, durfte ich die Entscheidung alleine treffen und wählte – egoistisch wie ich bin – meinen Vorschlag „Patrick“. EInen Zweitnamen wollten wir ihnen nicht geben, jedoch kam da meine Schwiegermutter ins Spiel. Da die Zweitnamen inm katholischen auch als Namenspatrone dienen, habe ich mich dann für Julia Maria und Patrick Nikolaus ( nach meinem Bruder und Taufpaten) ausgesprochen. Allerdings möchte ich nochmal festhalten, das ich an diesem Morgen nicht zurechnugsfähig war!

Also begaben wir uns auf die Intensivstation und ich sah meine beiden Kleinen das erste Mal im Brutkasten liegen. So klein, so hilflos ,so zierlich und doch alles dran was drangehörte.

Nun fand im kleinen Rahmen Vater, Bruder, Schwiegermutter, Priester eine kleine Taufzeremonie statt. Zumindest für den Himmel waren die beiden jetzt gerüstet, egal was passiert. Anfassen konnten wir sie leider noch nicht,dafür war es noch zu früh.

Danach gingen wir zu meiner Frau, welche der Priester auch mit einem Segen bedachte. Nun hatten wir alles zu diesem Zeitpunkt mögliche getan und nun hieß es abwarten, was die Zeit so bringt.

Nach 3 Tagen wurde Monika aus dem künstlichen Koma geholt und hatte erstmal sehr große Orientierungsprobleme. Ich zeigte ihr ein Bild von den Kindern, das noch in der Nacht gemacht wurde. Doch leider konnte sie keine Beziehung zu den Kindern entwickeln. Die ganze Situation war noch viel zu unwirklich. Eben erst hochschwanger und im nächsten Moment wieder nicht und Mutter. Das würde wohl jeden überfordern.

Nach weitern 2 Tagen durfte sie mit auf die Intensivstation und konnte das erste Mal ihre Kinder im Arm halten. Dies war ebenfalls noch unwirklich und es dauerte mehrere Wochen, bis sie den Kindern gefühlsmäßig näherkam.

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